Überzeugen Discounter-Weine geschmacklich bereits für sehr kleines Geld? Können Weine von Aldi und Co. mit denen der Winzer-Gemeinschaft mithalten? Oder ist der „große Genuss fürs’s kleine Geld“ doch nicht viel mehr als nur heiße Luft? Diese sehr spannenden Frage haben sich 5 Winzer der Generation Riesling gestellt und haben den Discounterweinen in einer Blindverkostung näher auf den Zahn gefühlt. Marcel Christ war dabei und erzählt hier seine Eindrücke.
Am Ende stand dann doch ein eindeutiger Sieger fest. Doch dass das so kam, war für mich im Vorfeld nicht so sonnenklar. Als Winzer beobachte ich selbstverständlich, was Aldi & Co. in ihrem Wein-Sortiment für kleines Geld den Kunden anbieten. Dabei fällt auf, dass die Weinqualität in den letzten Jahren aufgrund großer Bemühungen der Anbieter und den dahinterstehenden riesigen Kellereien stetig zugenommen hat. Die Weine sind (meist) sensorisch fehlerfrei, mit etwas Glück erwischt man einen sauberen fruchtigen Einstiegswein – das war nicht immer so. Moderne Kellertechnik und Weinschönungsmittel machen es heutzutage möglich.
Den von Vielen verloren gegangen geglaubten Begriff der „Winzerromantik“ möchte ich hier gar nicht thematisieren. Jeder Weinliebhaber soll für sich selbst entscheiden müssen, welche Kriterien für ihn beim Kauf vom Wein eine Rolle spielen. Ich gebe nur zu bedenken, dass bei einem Endverbraucherpreis von unter 1€ für eine Flasche abzüglich der Kosten für Vertrieb, Transport und Logistik, Verschluss, Glas und Abfüllung nicht gerade viel übrig bleibt, um dem Winzer die Chance zu geben, sich um Themen wie der Umwelt oder sozialen Aspekten seiner Produktion intensive Gedanken zu machen. Etwas wird dabei auf der Strecke bleiben. Einen Verlierer wird es dabei zwangsläufig geben müssen, das sollte jedem klar sein.
Eine klare Sache für die Winzerweine
Doch zurück zur Verkostung – an einem herrlichen Junitag versammelten wir uns in der Vinothek des Weingut Gaul in der Pfalz um den Discounterweinen auf den Zahn zu fühlen. In unterschiedlichen Kategorien verkosteten wir blind die Weine von Aldi, Lidl und Netto gegen Weine von Winzern. Wie ich im Interview mit SWR-Redakteur Werner Eckert(@WernersWeinwelt) schon betont habe, war für mich nicht zwangsläufig der eindeutige Sieg der Winzerweine erstaunlich, vielmehr dass Aldi trotz großer Bemühungen eher auf den hinteren Rängen landete. Ich möchte aber betonen, dass unsere Verkostung nur eine Tendenz widerspiegeln können und keinen wissenschaftlichen Ansprüchen eines professionellen Verkostungspanels gerecht wird.
An der Verkostung nahmen fünf Winzer der Generation Riesling teil: Anja Einsfeld (Rheinhessen), Karoline Gaul (Pfalz), Daniel Schmitt (Rheinhessen), Thomas Funck (Nahe) und Marcel Christ (Rheinhessen) bewerteten die Weine. Probiert wurden fünf Kategorien: Riesling trocken, restsüße Rieslinge von der Mosel, Dornfelder, Grauburgunder und Rosé.